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Gelebte Toleranz

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Erst gerade habe ich unter dem Titel “Vielseitigkeit” geschrieben, dass Flexibilität zum Pilotenberuf gehöre. Ein weiteres Beispiel: Eigentlich würde ich jetzt einen Airbus 330-200 nach Jeddah fliegen, weiss aber seit 0930 Uhr heute morgen, dass ich stattdessen Standby schiebe und ein Kollege nun an meiner Stelle das Hausriff erschnorcheln wird. Die zu knappen Bestände auf dem Airbus 320 lassen grüssen… Wie dem auch sei, da ich nichts daran ändern kann, sehe ich es positiv und arbeite meine Pendenzen ab, zu denen auch der Umschlag mit den Abstimmungsunterlagen für die kommende Volksabstimmung gehört. Und statt in Jeddah zu liegen, schreibe ich darüber:

Vielleicht täusche ich mich, aber das Sujet der 100 SAR (Saudi Rial) Note…

100rial

In Kürze wird nun in der Schweiz über die sogenannte “Minarett-Initiative” abgestimmt. Ich habe mich bereits im April in meinem Beitrag “Andere Länder, andere Sitten” über diese Initiative und Stichworte wie Toleranz, Gleichberechtigung und Freiheit in der muslimischen Nation schlechthin, dem Königreich Saudi Arabien, geäussert. Ich möchte jedem Leser, der bei der kommenden Abstimmung teilnehmen wird (was ich hoffe!), die Lektüre des Beitrages noch einmal nahelegen und zugleich dessen Kernaussage wiederholen:

Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, mich an die Sitten und Gebräuche des Landes, in dem ich Gast bin, zu halten. Egal was ich, andere Menschen oder “Staaten” von diesen Vorschriften halten, ist es Sache des Königreiches Saudi Arabien, Regeln über den Aufenthalt im eigenen Staat aufzustellen. Wer sich dann in dieses Land begibt, hat den Regeln Folge zu leisten oder die Konsequenzen zu tragen. Das gilt unabhängig davon, ob die Regeln nach anderen (europäischen) Wertvorstellungen sinnvoll oder nicht sein mögen oder ob die für eine Verletzung vorgesehene Konsequenz bzw. Strafe nach europäischer Betrachtung “verhältnismässig” oder “zeitgemäss” sei. Schliesslich muss und soll jedes Land selber darüber entscheiden, was im eigenen Land zulässig und verboten sein soll. Eigentlich eine logische Selbstverständlichkeit – bis man zurück in die Schweiz kommt…

Diesbezüglich ist es sehr interessant zu sehen, dass in einem Land, dass sich einmal mehr als die toleranteste Nation der Welt verschreit und allerorts bemüht ist, auf keinen Fall die eigenen Interessen durchzusetzen (*), die Abstimmungsplakate einer Partei, deren Gesinnung und Abstimmungsvorhaben als intolerant verschrien werden, verboten werden!?!? “Toleranz” war schon immer eine Frage des [politischen] Standpunktes…

(*) Stichworte 2009: Flugregime Zürich, Bankgeheimnis, Steuerstreit mit den USA, Deutschland und Italien, Geiselnahme in Libyen usw.

… erinnert mich irgendwie an das in der Stadt Basel verbotene Abstimmungsplakat.

Minarett-Verbot

Mit diesem Verbot nähert sich die Stadt Basel der “Verbotskultur” im muslimischen Kulturkreis an… aber wer weiss, vielleicht wird Frauen auch bald das Autofahren verboten oder es werden Journalisten ausgepeitscht?! Beides würde manchmal Sinn machen ;-) und ich bin wieder beim Erkennen des Positiven im Negativen, wie am Anfang dieses Beitrages…


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